Dienstag, März 27, 2007

Jeder geht seinem Schicksal zu


Jeder geht seinem Schicksal zu.

Leben ist Wandlung.

Jedes Ich sucht ein Du.

Jeder sucht seine Zukunft.

Und geht mit stockendem Fuß,

vorwärtsgerissen vom Willen,

ohne Erklärung und Gruß

in ein fernes Land.


Das ist das Ende von Kurt Tucholskys Gedicht "Aus!", irgendwann einmal von Lilli an mich gesendet. Besonders gefallen mir im Moment diese Zeilen: "Jeder sucht seine Zukunft./
Und geht mit stockendem Fuß, /vorwärtsgerissen vom Willen
". Wohin es mich dieses Wochenende gezogen hat mag ich euch heute erzaehlen.


Freitag morgen hievte ich meinen strategisch genial gepackten Rucksack auf meinen vor jugendlicher Kraft strotzenden Ruecken (wegen der Dramatik sei an dieser Stelle auf die Meyer-Gene in mir hingewiesen), und machte mich auf zum Osloer Busterminal, der ein Symbol fuer meine Reisen durch Skandinavien schlechthin ist. Nirgendwo sonst kann man sich so als junge Bagpackerin mit grossen Plaenen trotz kleinerem Geldbeutel fuehlen. Ein bomfortionöser Ort! Es ging zu Gate 6, Østerdalsekspressen, nr. 135, Richtung Trondheim. Ziel: das kleine Dorf Alvdal suedlich von Røros. Kaum hatte meinen Rucksack im Bauche des Busses seinem eigenen Schicksal verlassen und es mir mit der typisch norwegischen Plastituete vom naechsten Supermarkt (beliebt: Rema 1000, Rimi, Coop) auf einem Platz bequem gemacht, kam mir Austauschschueler Nr. 1 entgegen: Taka aus Japan, der auch in der Naehe von Oslo wohnt und natuerlich das selbe Ziel wie ich hatte: Eine Schneehoehletour mit YFUlern aus dem ganzen Land. Doch bevor ich mich ueber die Fahrt zu zweit freuen konnte, ergoss sich beinahe ein Schwall netter Menschen in den Bus: Andi, Tom und Simonas, die ich noch von dem Arrivalcamp in Oslo (bzw. von meiner VBT) kannte und dann noch eine der Deutschen, die nachfliegen mussten und die ich noch nicht kannte: Katrin, meine zukuenftige Hoehlenmitbewohnerin, Goetheleserin, Tomtehoererin und sowieso nett auf den ersten Blick. Die vier Helden kommen alle aus dem Westland und hatten schon 8 Stunden Fahrt von Bergen nach Oslo hinter sich. Sie stellten sich aber als Busfahrprofis heraus und die 5 Stunden in Richtung Alvdal waren eigentlich durchgehend gut.

Dort angekommen traf man mehr und mehr Austauschschueler und endlich auch den Meister der Schneehoehlen: Stig Morten, ein Norweger der in den 70er Jahren Austauschschueler war. Von ihm wurde unser Gepaeck in eine nahe gelegene Schule gebracht - und wir machten uns zu Fuss zu unserem Basislager auf. Es gab nicht nur Pizza, sondern auch eine Einweisung in die ideale Architektur einer Schneehoehle und Ueberprufung unserer Ausruestung. Bei letzerer stellte sich heraus, das mein Schlafsack wohl eher fuer Oslotemperaturen denn fuer Abenteuer im Fjell geeignet war. Was fuer ein Glueck, dass es jedes Jahr ATS so ergeht und deshalb vorsorglich genug Rentierfelle mitgenommen worden waren!

Samstag morgen ging es endlich los - nachdem der Rucksack so toll wie noch nie gepackt wurde. Eine durchschnittliche Hoehlenbewohnerin sah etwa so aus:

Die Strecke war als 8km angekuendigt worden - nachher doch nur 4 lang und trotzdem anstrengend genug! Wir kamen an an einem Platz, an dem es genug Schneewehen gab um sich einzugraben - und schon so einige Schneehoehlen von anderen Menschen, die dies als ein Hoehepunkt des Winter ansehen. Das dies ueberlebenswichtig sein kann, hat einigen die Erinnerung an 3 Schotten, von denen 2 vor ca. 1 1/2 Wochen ihr Leben verloren hatten, weil sie sich in kaltem Schneewetter nicht eingegraben hatten, klar gemacht. Und deshalb haben auch die meisten fleissig gegraben...

Eigentlich war dies das Programm der gesamten Tour: Graben, Ski fahren, auf Isomatten im Schnee die Sonne geniessen, eifrig Sommersprossen zuechten (grosser Erfolg!), ums feucht rauchende Feuer sitzen und das Zusammensein geniessen. Die Temperaturen waren so freundlich mild, dass man abends noch relativ lange in der Grube sitzen konnte, die die Flammen aufgeweicht hatten. Doch die frische Luft knackte irgendwie alle und so verzugen sich die letzten Schneehelden schon vor Mitternacht in die Hoehlen.

Ja, eine Nacht in der Schneehoehle! Wichtig sind viele Isomatten, ordentlich Kleidung, ein paar Kerzen in der Schneewand fuer gemuetliche Stimmung und vor allem genug nette Menschen, zwischen die man sich kuscheln kann. Ohne die warme Ulrike an meiner Seite waere ich ganz sicher erfroren... Aber auch so wachte ich nachts auf und konnte einfach nicht mehr aufhoeren zu zittern - ein gruseliges Gefuehl! Ich hatte wirklich die Kontolle verloren - und verstand, dass es genau diese Situationen sind, in denen man auf seinen Koerper hoeren muss. Also raus aus dem Schlafsack, ueber die Wollunterhose und Trainingshose noch meine Snowboarderhose, die mich den ganzen Tag vorher vor Feuchte und Kaelte beschuetzt hatte, ueber Wollunterhemd und dicken Norwegerpulli noch eine Regenjacke und dann raus der Hoehle. Da habe ich getanzt und gesprungen um mein Blut wieder in Schwung zu bringen. Das Koerpergefuehl ist wirklich schwer zu beschreiben, aber taub kommt wohl am naechsten. Die Muskeln funktionierten zwar, aber es fuehlte sich so anders an! Als ich einigermassen durchblutet war und auch ein bisschen ausser Atem kroch ich wieder zwischen meine beiden waermenden Freundinnen, mummelte mich in den Schlafsack ein (nochmal: 1 Wollunterhose, eine Trainingshose, eine Snowboardhose + ein Wollunterhemd, ein dicken Wollpulli und eine Regenjacke + Schlafsack), breitete meine Snowboardjacke ueber mir aus, legte mir das Rentierfell uebers Gesicht und hoerte endlich auf zu zittern. Auch wenn in so einer Schneehoehle bei unglaublichen Minustemperaturen draussen es 0-5 Grad warm ist, glaube ich nicht, dass ich die Nacht ohne das Ren ueberstanden haette. Und wie es Menschen geht, die sich wirklich mal alleine in sowas eingraben und dann gut ueberleben weiss ich nicht! Obwohl ein besserer Schlafsack sicher einiges tut...Ich danke an dieser Stelle einfach nochmal den tapferen drei Hoehlenmitbewohnerinnen Marlene, Ulli und Katrin fuer das Waermen! Was haette ich sonst nur getan?

Auf dem Bild: Katrin, Marlene, Ich
Das das nicht das vorteilhafteste ist weiss ich, aber leider habe ich nicht genug andere gemacht... Wie man sieht haben wirklich alle zusammen ueberlebt (Ulli macht das Foto) und sich dann mit Eiswasser die Zaehne geputzt. Und eine Erkenntnis gewonnen: Auch Zahnpasta kann gefrieren!
Liebe Menschen, ich haette euch noch tausend Dinge zu erzaehlen, aber fuer heute muessen wir uns wohl alle zufrieden geben. Ich bin noch gut nach Hause gekommen, die anderen hoffentlich auch und jetzt zaehle ich die Tage zu den Osterferien.
Ich bin voller Plaene, gluecklich ueber die Fruehlingssonne und alles ist super!

"Oh, nur ein Kuss auf die Stirn und Danke fuer die Stunden..."

Auf das es euch fantastisch gehe und wir alle noch die ein oder andere wunderbare Abenteuertour erleben - fuer mich duerfen es auch nochmal Schneehoehlen sein!
Isabel Iracema

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hei meine liebe Isa,
ja, das Wochenenende war schon extrem schön. Ich war dann am sonntag richtig ein bisschen traurig, dass es vorbei war.
was machst du jetzt am wochenende? hast du wieder lust auf ne oslotour am samstag?
übrigens, wenn du magst kann ich dir noch bilder vom wochenende schicken, ich habe ganz viele gemacht.
anyway, meld dich
hab dich lieb und auch dir ein ganz grosses dankeschön fürs wärmen
marlene

Jenny-Marie i Tønsberg! hat gesagt…

Hei flotte Isa,
oh ja, ich lebe den Frühling ebenso wie noch nie!
OHOHHHOOO
Der Fjord, Norwegen, Tønsberg, und mein Leben hier zeigt sichi gerade von den allerallerschönsten Seiten, mir könnts nicht besser gehen - ich bin so glücklich gerade.
Ich wünsche dir das Beste.
Morgen bin ich den ganzen Tag in Oslo. Meine Freundin kommt morgens an. Wenn du spontan Zeit hast, können wir fünf Minuten oder ein weilchen länger zusammen durch die Sonne laufen?
Ich habe deine mobilennummer nicht, aber du meine oder? 98470744glaube ich, sonst frag ulla.
Ich würd mich freuen.
In der nächsten Flaschenpost sitz ich drin, sag wenn es dir passt!
Alles liebe, sei geküsst, Jenny-Mariemarei

Merlchen hat gesagt…

schön, dass es schön war :)
ein ganz lieber gruss nach nesodden :D

Anonym hat gesagt…

ohhhh Isa!
Ich habe gerade deine Mail gelesen und mich so tierisch gefreut von dir zu hören! Also erstmal; das Gedicht "Jeder geht seinem Schicksal zu" spricht mir momentan sowasvon :) aus der Seele...Danke!
Und auch ein großes Danke, dass du das Arkadas-Theater erwähnt hast!(es erweist sich als wirkliche Schande, dass ich es vorher noch nicht kannte!!) Denn ich hab den Namen dann direkt mal gegoogelt und auf deren Seite gesehen das in den Ferien "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" gespielt wird. Das Buch fand ich einfach wunderschön und jetzt gehe ich vielleicht sogar in das Theaterstück. Juhuh!
Ich berichte dir mehr in der nächsten Mail.
Bis dahin
Gruß&Kuss
deine lotte

Anonym hat gesagt…

liebe isa....
ich vermiss dich.nach all diesen abenteuern in der schneehöhle....ich bin schon fleißig dabei unsere wandertour zu planen und hoffe dass du bald mal wieder hier herüber dallerst..
ich hffe dir geht es gut und meld dich mal wieder bei mir.
ich denk an dich
das ullakind

Anonym hat gesagt…

hey ira!!
yeah in einpaar tagen sehen wir uns schon. hab deiner gastschwester jetzt 2 riesenpackungen hanutas geholt.:)
freu mich schon voll. hoffe da in norwegen is gutes wetter hier is es nämlich wunderbar. sonne den ganzen tag lang.:) war heut minigolf spielen und eis essen....
freu mich wird sicher ganz toll.... du bist die beste
isa

Anonym hat gesagt…

huhuh,
FROHE OSTERN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
hoffe dir gehts gut.fang gleich mit dem packen an.noch 2 tage......:)
wird sicher lustig...
bis dann marie hdl kuss