Donnerstag, November 30, 2006

Ein Tag im November

-Spezifischer, jetzt!
-Ja, aber,..?
-Jetzt!, sage ich!
-Äääh, ich weiss nicht
-Hampfrggrummel
-Ah, aso, der letzte Tag im November!?

Richtig. Der letzte Tag im November, dem November, meinem Austauschnovember. Morgen ist ein Tag im Dezember, der erste Tag des letzten Monats dieses Jahres, um genau zu sein. Ja. Und was ist hier los? Eigentlich nix, denke ich. Wir haben einen von diesen Donnerstagen, der Tag startet mit Englisch zieht sich heute mal ein bisschen dahin, es ist Pause oder Økt oder irgendwo dazwischen. Es wartet noch ein bisschen Norwegischunterricht auf mich und dann das Boot nach Oslo, zum Yoga. Gerade bin ich mittelnormal ok, nicht besonders gut, nicht schlecht. Ich habe keine Lust auf Schule, keine Lust auf 7 Grad Wærme wenn es doch schneien sollte, eigentlich. Ich freue mich, weil ich heute Weihnachtsbesorgungen machen werde und weil ich Austauschschueler bin.

Meine Gastmutter ist im Krankenhaus. Ihr geht es aber ganz gut, eine Operation am Magen hat sie hinter sich. Was aber dazu fuehrt, dass ich und Andrea alone home sind. Eigentlich und meistens und auch überhaupt schøn. Nur gestern, da hingen mir Hotdogs und Schokolade zum Hals raus.

Mir fællt ganz ernsthaft wenig zu berichent ein.

Doch, eine Sache gibt es. Am Montag, da hatte ich erst spæter Schule. Und da wollte ich meinen Bus um 9:03 nehmen. Ich war wunderbar puenktlich da, alles war gut. Ausser mir hat noch eine andere Frau gewartet, eine æltere Dame mit einer Zahnluecke, die sich in mein Gedæchnis gebrannt hat. Jedenfalls kam dann mein Bus (nicht ihrer, der hatte 2 Minuten mehr Zeit) und fæhrt einfach vorbei, obwohl ich da doch wie auf dem Præsentierteller an der Bordsteinkante stehe. Verwirrt frage ich die Dame mit dem interessanten Gebiss ob sie wuesste, was vor sich geht. Und sie erklært mir freundlich, dass man dem Bus ein Zeichen machen muesste. Aha!
Sonst hat es aber auch immer ohne geklappt.
Bløde, dachte ich und lief zur Schule.
Da traff ich dann Pernille. Sie erzæhlte mir lachend, dass (nicht nur) sie mich gesehen hætte, vom Bus aus und das da noch jmd war, der mich kannte und dazu noch einen Kommentar gemacht hat. Aber einen voller Mitleid, hoffentlich.
Ja, so profiliere ich mich hier, ich Profilkind. =)

Ich hoffe, ihr seid fein.
Einen Gruss und einen Kuss.

Isabel Iracema

Donnerstag, November 23, 2006

Nur so nebenbei...

Heute war ein schoener Tag. Falsch, ein lustiger.

Und die Norweger, die spinnen immer noch. Was ihre Sprache angeht.
Weil næmlich:

Mit Blix rausgehen = Lufter Blix Seit wann lueftet man die Hunde denn?

Fy faen sage ich hier ganz oft. Ist sowas wie, hmm, "Scheisse" vielleicht, verwende ich aber wesentlich øfter. Egal, heute habe ich im Norwegischunterricht ueber norwegischen Slang gelernt, dass die Lehrer unser Schule etwas anderes sagen: Kyss katta. Das heisst uebersetzt Kuess die Katze. Sicher doch!

Und haha, das Wort "porno", dass ja immer mehr fuer cool gebraucht wird sprechen die hier urst komisch aus. Sowas wie Purnu.


Heute habe ich ein paar Leuten ein bisschen Deutsch beigebracht. Mein lehrericher Erfolg: Du bist eine grosse Wurst. Du tanzt wie eine Wurst. (...) Ja. Und haha, bitte schøn heisst auf norwegisch Vær så snill. Præsentiert mir ein Freund stolz, dass er das auch auf Deutsch sagen kann: Bitte schnell. Kulturmissverstændnisse? Nie!

Ja, heute war wirklich ein lustiger Tag. Und ich habe gerade Lust nach Tønsberg zu fahren. Aber ich gehe ins Bett. Kyss katta.

Enjoy your life and tell me about it. I like to hear from you.
And rock on.

Isabel Iracema "Hore" (Ja, dass heisst Hure, ist aber Teil meines lustigen, normalen Tages).

Mittwoch, November 22, 2006

Unnormal normal, hier.

Ja, ganz unnormal normal ist es hier, das Leben. Ich sitze im Spanischunterricht, die Namen werden aufgerufen, vor den Fenstern plætschert und gluckert der seit Tagen immer wiederkehrende Regen.
Das Leben ist so unglaublich normal, dass ich gar nichts wichtiges zu erzæhlen habe. Es ist also fast genauso, wie es als Nicht-Austauschschueler in Bruehl war. Damals war es so verrueckt sich vorzustellen irgendwann an einem anderen Ort, irgendwo in Norwegen bei irgendeiner Familie zu leben. Sehr verrueckt, sogar. Hier denke ich ganz oft daran, wie es wird zurueck zu kommen. Und langsam merke ich, dass das doch eine sehr verrueckte Vorstellung ist. Nicht mehr auf die Nesodden videregående skole, sondern auf das Max Ernst Gymnasium zu gehen. Den ganzen Tag Deutsch zu sprechen. Nicht mehr auf dem Vardenbakken zu wohnen. Nicht mehr eine Unbekannte zu sein. Sich nicht mehr tæglich ueber kleine Sprachfortschritte zu freuen.
Unvorstellbar, eigentlich. Unwichtig auch, irgendwie, aber doch seltsam.
Sieben Monate und eine Woche noch. Aber Sylvester war doch erst vor kurzem!? Diesen Blog habe ich doch nicht vor ziemlich genau fuenf Monaten erøffnet, sondern am Anfang der Sommerferien. Die sind doch eben erst zu Ende gegangen. Wohin zum Teufel ist die Zeit gegangen?

Fy faen, wuerde ich mal sagen. Mein Norwegisch macht wirklich Fortschritte, gestern habe ich mit meiner Gastmama høchsten 10 englische Worte gewechselt. Hatten aber auch keine Tiefgruendigen Gespræche oder so... =)

Und wisst ihr, was ich heute mache? Nach Weihnachtsgeschenken gucken! Johohoho, der heilige Abend rueckt immer næher, meine Frustration auch ein bisschen. Weil die bløden Norweger doch wirklich kein Nikolaus haben! Fy faen!

I hope you are fine. Are you?

Isabel Iracema

Donnerstag, November 16, 2006

I wanted to make some noise, say something.

Ja, das wollte ich, noch mehr sagen und schreiben und so. Aber dann waren meine Tage ja doch irgendwie wieder voller und aufregender und alltaeglicher als gedacht. Egal. Hier kommen zwei kleine Berichte: Montag und ein norwegischer 17. Geburtstag.


Nummer 1)

Der Montag. An dem habe ich nach der Schule direkt das Boot nach Oslo genommen. Wie immer kam ich an der Aker Brygge an und hatte mal wieder Hunger. Ich schaeme mich ja ein bisschen das zu sagen, aber Norwegen macht mich doch noch zum McDonalds-Esser. Manchmal hat man einfach Lust auf ein paar Fritten und wo ist es schon so billig wie da? Ok, ueber den Geschmack brauch man nicht reden, aber es sind immerhin Fritten!
Jedenfalls habe ich mich danach mit einer Verwandten getroffen. Von denen habe ich schonmal berichtet, Anfang Oktober glaube ich. Sie und ihr Mann Karl sind jedenfalls nicht nur nett, sondern haben auch noch Enkelkinder die man besuchen kann, weil die Eltern gerade weg sind. Genau das haben wir auch getan. Und glaubt es oder glaubt es nicht: Das Maedchen ist genauso alt wie Anna-Lisa. Zwar absolut kein kleine-Schwester-Ersatz (Dat jibbet ja jar net) aber es war doch toll, mal wieder kleine Dinger auf einem Rumhuepfen zu haben und von ihnen ins Kistengefængnis gesteckt zu werden. Sehr, sehr toll um genau zu sein. Noch dazu haben noch-neunjæhrige den tollen Vorteil noch nicht richtig Englisch zu sprechen und so wurde mit den Kindern die ganze Zeit Norwegisch geschnackt.
Ueberhaupt, ich fange an Norwegisch zu sprechen. Ich weiss genau, dass ich eigentlich viel mehr kann, aber bis letzte Woche war Englisch doch meine Hauptsprache. Auch jetzt spreche ich mit den Leuten in der Schule zwar meistens noch Englisch, aber mit meiner Gastmama und allen Verwandten ist es sicher ueber 80 % Norwegisch. Ja. Ich weiss, dass ihr anderen ATS da schon weiter seid. Egal =) Ich freu mich!
Jedenfall war der Montag de facto toll. Sehr toll. Und dann ging es erst ins Bett, dann ins Land der Traeume und dann mit Vollstart in Andreas Geburtstag:


Nummer 2)

Ja, der wurde gestartet in dem wir (Maja, ich und Andreas Grossvater) uns mit Geschenken, Kerzen und einem Fruehstueck bewaffnet in ihr Zimmer bewegt haben und sie singend weckten. So laesst sich es leben...
Naja, Schule war wie immer, abgesehen von einem Filmreifen Sturz auf dem Flur von Seiten Andrea's (hahaha, ich lache immer noch wenn ich daran denke...)
Abends war dann Familienfest. Wie immer mit meinen grossen Gastgeschwistern, von denen mich der eine freundlich dazu zwingt Norwegisch zu sprechen =) und einigen Verwandten. Superfantastisches, mexikanisches Essen und als ich zu platzen drohte noch 3 Kuchen. Von denen ich ein Stueck einzigartige, beruehmt norwegische Blødkake-Torte gegessen habe. Sehr gut! Achja, eigentlich wollte ich ganz viel darueber schreiben, aber jetzt faellt mir nix mehr ein. Hmpf.

Also noch ein bisschen was von heute: In einem Englischtest 100% richtig (ja, stolz (= ), Yoga mit tollen neuen Leuten, ein bisschen Ueberlegungen ob ich nicht mal bei der Oslo Amnesty International Jugendgruppe einsteigen soll, Entspannung, noch mehr Kuchen, ganz viele Briefe schreiben, im Cafe, endlich mal vor Freitag mit den Hausaufgaben fuer Freitagnachmittag fertig sein, die Aussicht morgen laenger zu schlafen und all solche Sachen. Und eine von meinen Jeans in der Waschmaschine, bei der ich vergessen hatte die Wollknauel aus der Tasch zu nehmen. Ups!

Gute Nacht, falls ihr Wissensdrang hattet wurde der hoffentlich gestillt. Schlaft schoen und meldet euch fleissig =)

Isa, Ira, Austauschkind.

Dienstag, November 14, 2006

Viel gelebt, wenig geschrieben...

Hui, ja, echt, ich bin immer noch hier. Das war die vielleicht laengste Schreibpause bisher. Aber naja, es war halt viel zu tun.
Zum Beispiel war ich am Wochenende in Lillehammer. Man fragt sich: Was macht die kleine Isa da? Ausser Norwegen entdecken vor allem eins: Ulli hallo sagen, sich das stricken beibringen lassen, Kakao trinken, REDEN, lachen, Lillehammers Schønheit bewundern, Julebrus (Weihnachtslimonade) kaufen und probieren, ganz viel schlittern, davon traumen mal mit dem Spak Schlitten zu fahren und so viele tolle Sachen machen.
Ja, ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll. Vielleicht dabei, dass ich noch einen echt billigen Bus bekommen habe: Statt fuer 199,-kr mit dem minipris im Zug zu fahren, habe ich letzten Mittwoch fuer 99,-kr eine Karte im Lavprisekspressen (
http://www.lavprisekspressen.no/) nach Lillehammer bekommen. Toll! Kurz nachdem wir aus Oslo raus gefahren sind, fing der Schnee am STrassenrand an. Ich habe gehørt, bei euch soll's fast 20 Grad werden? Ihr spinnt! =) Ich war so um halb fuenf in der Olympiastadt, wo mich die Ulli dann direkt am Bus empfangen hat.
Ich sage euch: Da ist es glatt! Wir sind mehr zu ihr geschlittert als gegangen. Und bei ihr angekommen gab es Fischgratin, der gut geschmeckt hat. Entgegen mancher Erwartungen... Beschlossen wurde dann auch, dass ich stricken lernen sollte. Das habe ich zwar schon ein oder zweimal versucht, hatte aber nie genug Ausdauer. Aber wie man mir versichert und bewiesen hat, lag das daran, dass ich einen ollen Schal stricken wollte und das absolut langweilig ist. Mit meinem tollen, neuen Pulswaermer bin ich dagegen schon fast fertig! Naja, soll ja ein Paar werden. Egal, nix kann meinen Optimismus, ja, meine Euphorie stoppen.
Jedenfalls mussten wir mir erst mal Stricknadeln und Wolle im Supermarkt besorgen und diesen Einkauf haben wir zu einem wunderschønen Spaziergang durchs verschneite Lillehammer und an den groessten (?) See Norwegens verlængert. Mit einer Flasche Julebrus, die wir an einem Strassenbaugeræt geøffnet hatten...
Stricken, reden und zwischendurch mal rausgehen zog sich eh als roter Faden durch meinen Besuch. Aber stellt euch einfache ein ganz gemuetliches Wochenende mit einer Freundin vor, dann wisst ihr wie gut es mir ging.


Jetzt geht erst mal nicht mehr schreiben, aber seht diesen Bericht noch nicht als ganz fertig an. Es kommen noch Texte ueber Montag und dann auch noch von dem Geburtstag heute.
Also:
To be continued
Aber nebenbei oder danach oder wie auch immer: Ich habe gerade wieder einen Fragebogen ueber Nationale Identitæt fuer eine Diplomarbeit ausgefuellt. Da kam mir wieder die schøne Kinderhymne in den Sinn, die Mama mir schon oefter gezeigt hat und die mir einfach sehr gut gefællt. Man fuehlt sich im Ausland auch viel deutscher als in Deutschland...




Bertolt Brecht
Kinderhymne (1949)
Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land

Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's
Und das liebste mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.

Sonntag, November 05, 2006

Time is running fast.

Schønen Tag allerseits. Schønen Sonntag, um genau zu sein. Ich hoffe ihr geniesst gerade alle euer Wochenende!? Ich habe heute schøn bis halb zwølf geschlafen, dann ein grosses Fruehstueck gehabt und eben geduscht.
Aber: Also. Mein Wochenende: War bis jetzt ziemlich gut. Manchmal langweilig, aber nur ein bisschen. Und mainly sehr lustig.
Angefangen bei Freitag: Norwegische Geburtstagsparty.
Punkt eins:
Eine Party veranstalten bedeutet nicht Getränke zu kaufen. Getränke mitzubringen bedeutet nicht dass sich jeder was nehmen kann. Wusste ich natürlich nicht... Aber es gab ja meine Gastschwester und andere nette Leute.
Punkt zwei:
Ich weiss jetzt, warum man behauptet, die Norweger wæren Saufløcher. Sie sind es. Und sagt nie wieder, sie wären nicht outgoing. Sie brauchen nur den nøtigen Alkoholpegel!
An sich war es aber echt ganz lustig, sich all die Betrunkenen anzusehen. Oh Mann, um 12 (!!!) sind die meisten gegangen, volltrunken. Schon um acht, als wir kamen fielen die ersten Mädels auf den Boden. Hachja.

Gestern dann: Familienfest. Mein Gastopa hatte Geburtstag und wir haben bei und gefeiert. Haha, es war schon meistens lustig. Beim Nachtisch zum Beispiel: Simon (mein Gastbruder) hat meiner Gastschwester Ida nicht die Sahne gegeben. Steht sie auf, geht zu ihm und schuettet ihm ihr Glas Wasser ueber den Kopf. Alle lachen sich da schon kauputt, aber Simon schnappt sich den Sahne Løffel, sie rennen raus und Ida bekommt die Sahne voll in die Haare geklatscht. Achja, wir hatten schon Spass.
Spæter ist dieses Foto entstanden:

So viel dazu.

Irgendwie bin ich heute nicht so in Schreibstimmung, aber ich dachte ich sollte euch tolle Leutchen doch auf dem Laufenden halten. Also, mir geht's gut, abgesehen davon, dass da noch ein Norwegischaufsatz auf mich wartet. Und daneben ein Buch.

Also, macht's gut,

die Isa/die Ira