Dienstag, März 20, 2007

Zwei Gesellschaften oder: Vergewaltigungsgefahr

Norwegen - Deutschland.
Wer sich ein bisschen in andere Sprachen reinhoeren kann wird wohl einiges dieser Tabellen verstehen. Es geht um einen statistischen Vergleich dieser beiden Laender. So unterschiedlich sind wir auf dem Papier gar nicht, sieht man. Die Deutschen sind ein paar Personen mehr, die Norweger haben den Geldsack ordentlicher gefuellt.
In meiner Erinnerung hat man in Deutschland oft ein sehr ideales Bild von den skandinavischen Staaten. In unseren Koepfen sitzt ein Bild fest, dass "oben im Norden" fast alles stimmt. Wenig Arbeitslosigkeit, viel Geld, ordentliche Schulsysteme. Und irgendwie doch auch keine Kriminalitaet, oder? Wenig Kriminalitaet, mag man meinen. Von dem falschen Vorurteil der guten Schulsysteme habe ich schon mal berichtet, von der Kriminalitaet noch nicht. Bei nicht allzu langer Suche im Internet finde ich kaum nuetzliche Informationen zu Kriminalitaetsraten und Vergewaltigungen europaeischer Laender im Vergleich. Da werde ich mir wohl irgendwann noch mal ein bisschen mehr Muehe geben muessen.
Aber dass es sie hier auch gibt, das ist offensichtlich. Ich bin nicht so naiv, dass ich denke in einer reichen Grossstadt wie Oslo gaebe es keine Einbrueche, und trotzdem bin ich immer wieder beeindruckt von den Alarmanlagen der Haeuser in Oslo. Beispiel: Eine Freundin muss, wenn sie in ihr Haus kommt als erstes zwei Sicherheitsschloesser aufschliessen, dann innerhalb von drei Minuten den Code der Alarmanlage richtig eintippen. Schafft sie das zeitlich nicht oder tippt dreimal eine falsche Zahlencombi ruft die Zentrale an um den zweiten Sicherheitscode abzufragen. Bekommen sie den nicht oder antwortet einfach niemand rueckt mit einem Mal die Polizei an.
In den drei Monaten in denen sie dort wohnt hat sie 3 Einbrueche erlebt, bei zwei davon lag sie in ihrem Bett und hat die Eindringlinge gehoert.

Aber eigentlich wollte ich ein bisschen von einer anderen Form der Kriminalitaet sprechen: Vergewaltigungen. Als ich am Samstag in Oslo war, begegnete mir dies:

"Voldtektsfare", das bedeutet "Vergewaltigungsgefahr". Eine Erinnerung an all die junge Frauen, die Abend fuer Abend durch die Stadt fahren, vielleicht von ihrer Arbeit nach Hause kommen, vielleicht eine Freundin besucht haben oder einfach nur noch ein Pizza beim Bistro nebenan gekauft haben. Es ist nicht die einzige Erinnnerung daran, dass Oslo seit dem 31.12.2006 von einer erschreckenden Welle von Vergewaltigungen ueberrollt wird. Nachdem vorletztes (?) Wochenende an einem einzigen Abend in einem Umkreis von 150 Metern 3 Frauen ueberfallen worden sind, werden die Menschen unruhig. Es gibt 2 Maenner, die immer wieder zuschlagen - und jetzt auch welche in Untersuchungshaft. Die Sonne, die in die vielen Winkel Oslos nun scheint verlockt einen dazu sich sicher zu fuehlen - und in den U-Bahnen gibt es jetzt Abends schliesslich auch Gruppen freiwilliger Maenner, die Frauen Schutz anbieten. Und trotzdem wurde vor nicht allzulanger Zeit an fast hellichtem Tag in einer Ecke des Radhausplatzes, vergleichbar mit einem Auslauefer der Koelner Domplatte, ein Maedchen vergewaltigt.
Und nun findet man also "Vergewaltigungsgefahr"-Schilder in der Stadt. Nicht irgendwo, nein, am Vorplatz des Osloer Hbf, auch vergleichbar mit dem des Koelner Hbf. Abgesehen davon, dass in Koeln rund eine Million Menschen Leben und in Oslo etwa die Haelfte.
Und mich ueberkommt eine Wut auf diese Maenner, nicht nur weil sie die Frauen vergewaltigen und Menschen, die helfen wollen, mit Messerstichen neben die Pulsader fast umbringen, sondern auch weil sie so viele andere mit hineinziehen. All diese Frauen haben tausendmal mehr Recht wuetend zu sein, und trotzdem kann ich es nicht lassen. Ich liebte lange Gaenge durch Oslos Strassen, in letzer Zeit nur noch durch die belebten, gerne durch die des "Auslaenderviertels" Klein-Pakistan. Dort, wo man die etwas anderen Menschen sieht. Und jetzt, jetz fuehle ich mich da nicht mehr sicher - ganz abgesehen davon, dass meine Gastmitter es eh nicht gerne sehen wuerde dass ich noch alleine irgendwo ausser halb von Karl-Johans/Aker Brugge laenger rumlaufe. Aber die Strassenbahnen, in denen konnte man immer gut sitzen. Da kann ja nichts passieren. Ausser, dass einem bei jedem dunkelhaeutigen, ca. 1,80m grossen Mann mit vermutlich somalischem Hintergrund, gerne bekleidet mit einen Kapuzensweater, die Phantombilder aus der Zeitung in den Kopf kommen. Oh, wie mich das ankotzt! Da laufen ein paar Menschen rum, die den groessten Teil ihrer Menschlichkeit verloren haben, und nur weil man weiblichen Geschlechtes ist muss man sich auf Grund dieser in Acht nehmen, einschraenken, bewusst ueber Gefahren sein. Nicht dass alle Last bei den Frauen bleibe, nein, auch die Vaeter, die ihren Töchtern nicht mehr erlauben wollen abends alleine raus zu gehen, die Maenner, die ihren Freundinnen bis zur Tuer folgen muessen, weil die Vergewaltiger da gerne zuschlagen, kommen in der Zeitung zu Wort.
Wer steuert meine Angst, wer schafft die Hysterie? Die Medien? Oder die Arschlocher? Alle beide? Muss ich mich einfach zusammenreissen und mit dem Gedanken "wird schon nix passieren" durch die Stadt laufen? Letzteres wohl kaum. Denn wie schon oft erkannt hat Angst meistens einen durchaus rationalen Grund und so lange wir sie nicht die Macht ueber unser rationales Denken uebernehmen lassen, ist sie eine Helferin.
Puh, ich mach mal Schluss. Eigentlich wollte ich hier ueber zwei Gesellschaften schreiben, darueber, dass es auch im Wunderland Norwegen Grund zu Aengsten gibt, und auch ueber einen schwulen Priester in der Staatskirche. Ein andermal, vielleicht. Ich hoffe es geht euch gut und ihr lebt alle noch.
Isabel Iracema

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi isa, ich wollte mich auch mal wieder bei dir melden. Wie gehts dir denn so, also mir gehts prima.
Vielleict meldest du dich ja mal, würde mich freune

Hab dich lieb deine Nathalie ;o)

Anonym hat gesagt…

ola mi guapita,
genau dasselbe koennte ich jetzt schreiben. am sonntag worden hier in rociana in diesem kaff zwei maedchen von moros am arsch angepackt und letztendlich die tasche geklaut glaube ich. es gibt mittlerweile die verschiedensten formen dieser geschichte und man weiss auch nich mehr waas war. was hat sich fuer mich jetzt veraendert? ich darf nich mehr alleine nach hause kommen wenn es dunkel is un muss auch noch mehr vorsicht nehmen. und irgendwie tut mir es leid dass es moros sind die das gemacht haben obwohl dass total dumm is weil das ja ihre schuld is, aber jetzt haben die spanier noch nen grund mehr was gegen alle moros zu haben.
zweitens wuerde hier jetzt nen locutorio geschlossen weil angeblich die moros die das betreiben terroristischen intergrund haben. der mann der dort arbeitete sah aber immer so nett aus. meine gastschwester aus kanada meint es waere mehr aus rassismus dass die das locutorio geschlossen haben. ich glaube bruehl is wirklich nen sicheres fleckchen erde. hoffe ich mal.
joah das wars dann auch aus dem gefaehrlichen spanien
Saskia

Anonym hat gesagt…

ach du je, da packt mich ja auch eine große Wut! Und natürlich Unsicherheit. Soll ich jetzt auch noch sagen: pass auf! Oder: lass dich nicht zu sehr von Angst einschränken? Es bleibt vor allem: Sprachlosigkeit - und Wut, dass das bescheuerte Verhalten einiger den Lebensraum vieler so einschränkt. Das gilt genauso für Terrorismus.

und ich muss zugeben, dass das nicht in meinem bisherigen Bild von Norwegen drin war. Aber das mit den negativen wie psotiven Vor-urteilen hats du ja selbst schon angesprochen.

Und wer sind eigentlich die Moros?

Brühl erscheint mir ja wirklich ruhig - aber vorige Tage erzählte mir jemand, dass es in der Stadt wieder mehrere Nazi-Schmierereien gibt. Auch hier ist die Welt nicht heil...

ich wünsch dir einen schönen Tag!!!
Eva-Maria

Anonym hat gesagt…

Hier ist ein anderes Foto mit «Voldtektsfare»: http://tvende.blogspot.com/2007/03/terrorfeminisme.html

Merlchen hat gesagt…

um ehrlich zu sein, hab ich davon kaum etwas mitbekommen... und ich wusste nicht, dass oslo doch so gefährlich ist. Mh... du hast mir auf jeden fall etwas zu denken gegeben.

Aber was anders, wir müssen mal einen Termin festsetzten. Bald. Oder wir schaffens nie mehr ^^

Merlchen hat gesagt…

nein nächsten donnerstag hab ich konzert :). wie wärs irgendwann in den ferien? wenn sich meine familie mal entschieden hat wann wir auf die hütte fahren und wenn du nicht auf der hütte bist und so.

ich möchte im juni nach bergen. wie sieht das bei dir aus? wird auf jeden fall in der schulzeit sein, da wir sonst kaum ferien haben.